Sexueller Missbrauch durch die eigene Mutter

Diese Seite ist im Moment (November 2003) noch ziemlich leer, weil ich Schwierigkeiten habe, das zu formulieren, was ich gerne dazu sagen würde.

Wenn es einen Verrat gibt, dann ist es der durch die engste Bezugsperson, mit der man im Mutterleib einmal eng verbunden war.

Allerdings begreife ich das erst jetzt so langsam. Gerade die tiefsten Verletzungen sind am Anfang nicht zu fühlen und zu spüren.

Vielleicht noch soviel: als ich meine Mutter vor fast 5 Jahren direkt nach dem Hochkommen meiner ersten Erinnerungen brieflich konfrontierte, rief sie nach ein paar Wochen bei mir an. Ihre ersten Worte waren, dass sie weiß, dass sie es nie wieder gutmachen kann, und dass ich ihr das gleiche vorwerfe, was sie jahrelang ihrer eigenen Mutter nachgetragen hat.

Sie hat also aus eigener Erfahrung gewusst, was sie mir angetan hat.

Die Erinnerung an meinen Missbrauch durch ihre Mutter (meine Oma) kam erst später.

Ich kann mir schönere Familientraditionen vorstellen.


Nachtrag Juli 2012:

Es ist nicht richtig, eine "gute Beziehung" zu einem Täter pflegen zu müssen, oder per gesellschaftlichem Druck dazu aufgefordert zu werden, nur weil dieser Täter zufälligerweise die eigene Mutter ist.

Manche glauben sogar, einem Opfer von sexuellem Missbrauch moralische Vorhaltungen machen zu dürfen, wenn es den angeblichen "guten Sitten" nicht entspricht.

Wer aber verstößt wirklich gegen die guten Sitten: das Opfer, oder der Täter?

Eine Mutter, die sich sexuell an ihrem Kind vergeht, hat jegliches Anrecht auf ihre Mutterschaft sittlich verspielt.

Wer "gute Beziehungen" zu einem Täter (auch wenn es die Mutter ist) von einem Opfer verlangt (auch nur indirekt, leider auch von manchen Therapeuten), der verletzt die Grundrechte des Opfers. Er mischt sich unzulässigerweise in die Autonomie des Opfers ein (Behandlungsfehler).

Und er betreibt ein gefährliches Spiel: viele Täter bleiben innerlich lebenslang Täter, legen ihre Einstellungen nicht ab, arbeiten ihr Täter-Sein nicht auf, machen keine Therapie. Manche machen sogar weiter, oder verschieben die Täter-Opfer-Dynamiken auf andere Ebenen.

Zu so jemandem muss ich keine Beziehung pflegen.

Jeder, der meint, ich sei wegen dieser wohlbegründeten Einsicht "innerlich verhärtet" oder hätte etwas "in mir abgekapselt", z.B. weil ich die Seite in mir verleugnen würde, die meine Mutter immer noch liebt: derjenige hat entweder meinen Artikel über unauflösbare Ambivalenzen nicht verstanden, oder er betreibt eine Verdrehung zugunsten von Tätern und zulasten von Opfern.